Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der RWTH Aachen möchte sich mit Blick auf die Sitzung des Mobilitätsausschusses der Stadt Aachen am Donnerstag, 17. Februar, vorab zum Tagesordnungspunkt Ö12 “Verkehrsführungskonzepte ´Baustelle Brücke Turmstraße`” äußern.

Als Vertretung der Studierenden der RWTH sprechen wir uns klar dafür aus, dass der Templergraben auch während der Baustellenzeit der Brücke Turmstraße für den MIV gesperrt bleibt. Der Templergraben hat sich zusammen mit dem angrenzenden Platanenplatz von einer Straße, die den Campus Mitte trennt, zu einem Stadtraum entwickelt, der Platz für Begegnungen und Kulturveranstaltungen bietet sowie aufgrund der zentralen Lage zwischen dem Hauptgebäude der RWTH, dem Kármán-Auditorium und weiteren Universitätsgebäuden einen kleinen zusammenhängenden Campus entstehen lässt.

Bereits am Tag der Eröffnung des Reallabors hat der AStA mit einem Fahrradaktionstag ein kulturelles Angebot am Templergraben geboten, welches in den folgenden Monaten mit zunehmenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen divers ausgebaut wurde. Zu den mehr als 100 Kultur- und Sozialveranstaltungen, die dort stattfanden, zählen unter anderem Poetry Slams, das “Stadtglühen”, Ausstellungen für Architektur, Thementage gegen Gewalt an Frauen sowie weitere Bühnenprogramme und nicht zuletzt auch die erfolgreichste Impfbus-Aktion Aachens. Auch die Stadt hat mit Veranstaltungen einen Begegnungsort für alle Bürger*innen Aachens geschaffen.

Während der corona-bedingten Einschränkungen konnte der Templergraben einen dringend benötigten Ausgleich für das ansonsten stark eingeschränkte Flächenangebot darstellen, welches z.B. Initiativen zur freien Gestaltung und Nutzung zur Verfügung stand und auch “nach Corona” noch gebraucht werden wird. Bereits jetzt laufen im Hintergrund zahlreiche Planungen für Aktionen und Projekte für das nächste Semester und bei gutem Wetter wird der Platz dank der Aufwertung durch die Kooperation zwischen RWTH, Querbeet, Stadt, Wanderbaumallee Aachen, Uni.Urban.Mobil. und dem AStA rege als Hybrid-Park mit Sitzmöglichkeiten genutzt.

Zudem kommen soziale Kontakte durch die weiterhin fast ausschließlich digital stattfindende Lehre an der RWTH zu kurz und gemeinschaftliche Aktionen, welche die Studierenden an die RWTH und die Stadt Aachen heranführen, fallen aus oder können nur unter hohen Auflagen durchgeführt werden (wie z.B. die Erstsemesterwoche). In dieser herausfordernden und belastenden Zeit hat sich der Templergraben auch ohne aufwändige Aktionen und Großveranstaltungen zu einem Ort entwickelt, der den dringend notwendigen Austausch unter Studierenden und Lehrenden fördert und Vorbehalte zwischen Bürger*innen und Studierenden auflöst.

Des Weiteren teilen wir die Auffassung von Anwohnenden über ein gesteigertes Verkehrsaufkommen in den Nebenstraßen und sehen es deswegen weiterhin als notwendig an, diese sogenannten Schleichverkehre zu unterbinden. Es war ein fester Bestandteil des Bürgerantrags von U.U.M. durch gezielte Sperrungen Anwohnende und die Innenstadt zu entlasten. Diese Vorgabe wurde jedoch unserer Kenntnis nach bisher nicht von Politik und Verwaltung durchgesetzt. Lediglich die Sperrung der Jakobstraße aufgrund einer Baustelle ermöglicht es nun die Erfahrungen aus der Unterbindung mit in das Reallabor einfließen zu lassen.

Bei einer Öffnung des Templergrabens statt einer Umleitung des Verkehrs über den gut ausgebauten Außenring (Pariser Ring, Toledoring), ist ein höheres Verkehrsaufkommen als vor der Sperrung am Templergraben sowie in den Nebenstraßen zu erwarten. Schon davor gab es täglich Staus, noch mehr motorisierte Fahrzeuge würden das Problem nur verschlimmern und zudem würden Anwohnende am Grabenring und in den Nebenstraßen noch stärker belastet werden als es vor der Sperrung der Fall war.

Der Templergraben würde massiv an Aufenthaltsqualität verlieren, umliegende Geschäfte und die Universität wären – auch für Anwohnende – kaum noch erreichbar und Rettungswege sowie der Umweltverbund würden durch sich stauende Autos blockiert werden. Insgesamt würde sich die Erreichbarkeit der Innenstadt verschlechtern.

Deshalb bitten wir Sie als Entscheider*innen sich für die Beibehaltung des Reallabors Templergraben auch während der Bauzeit der Brücke Turmstraße auszusprechen und entsprechend abzustimmen!

Außerdem ist die Studierendenschaft der RWTH auch direkt von den Umleitungsverkehren über die Professor-Pirlet-Str., die Mies-van-der-Rohe-Str., den Seffenter Weg und die Claßenstraße betroffen. Es ist dementsprechend unerlässlich, dass an den Kreuzungen (z.B. Turmstraße / Claßenstraße) und an den Übergängen zwischen PPS und AOC sowie am Westbahnhof hinreichend für gute Querungsmöglichkeiten für den Fuß- und Radverkehr gesorgt wird.

Wir hoffen, dass wir Sie davon überzeugen konnten, wie wichtig der Stadtraum Templergraben für die Studierendenschaft und die Bürger*innen Aachens als Ort für kulturelle Veranstaltungen und als Treffpunkt sowie für eine Verkehrswende hin zu einer Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität und guter Erreichbarkeit für den ÖPNV, Radfahrende und Fußgänger*innen ist.

(sro)