Am 27.01.2022 erschien in der Aachener Zeitung ein Zeitungsartikel über das “Reallabor Templergraben”. Hier wurde vonseiten der Aachener Nachrichten und ansässigen Geschäftsinhabern der Umgang und die Umsetzung des Reallabors kommentiert. Hierzu nehmen wir, der Allgemeine Studierendenausschuss der RWTH Aachen, als Nutzer und begleitende Instanz gerne Stellung.

Auf dem Templergraben wurde am 18.06.2021 eine Strecke von 150 Metern für Kraftfahrzeuge gesperrt. Der Busverkehr ging wie gewohnt weiter. Die Testphase von vier Monaten wurde sehr gut aufgenommen und daher zügig erweitert und bis dato verlängert.

Im Artikel kommen die ansässigen Geschäftsinhaber von Frankenne (Schreibwarenhandel) und Kaussen (Bäckerei und Café) zu Wort. Dabei geht Herr Kaussen mit dem Vorwurf, dass die Sperrung überflüssig sei und nichts stattfinde deutlich härter in die Kritik als Herr Frankenne, der eine zukunftsorientierte Stadt begrüße und die fehlende Ahndung von Autofahrern, die die Sperrung ignorierten, anprangert. Auch er vermisse dort jedoch ein schlüssiges Konzept.

Was leider in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in den bisherigen, weitestgehend negativen Zeitungsartikeln der Aachener Zeitungen nicht berücksichtigt wird, ist das tatsächlich breite Angebot an Kultur- und Sozialveranstaltungen, welches insbesondere im Sommer des letzten Jahres auf dem autofreien Abschnitt des Templergrabens stattgefunden hat. Seit Beginn des Reallabors haben dort mehr als 100 kulturelle und sozial belebende Veranstaltungen stattgefunden. Hierunter fallen neben Kulturaktionen wie Poetry Slams und ‘Stadtglühen’ beispielsweise regelmäßige Biergärten, Ausstellungen für Architektur, Thementage gegen Gewalt an Frauen, Fahrradtage und -werkstattangebote, die diverse Maße wiederholte und erfolgreichste Impfbusaktion Aachens, verschiedene Bühnenprogramme und vieles mehr. Keine einzige dieser Aktionen wurde bisher in einem Artikel der Zeitung aufgenommen oder angesprochen.

In der Sommerzeit von Juni bis in den späten September hinein haben sich die von der RWTH, Querbeet, der Stadt, Wanderbaumallee Aachen, Uni.Urban.Mobil und dem AStA umgestalteten Flächen zu einem viel besuchten Begegnungsort gewandelt. Der Platanenplatz gegenüber des Hauptgebäudes ist zu einem Hybrid-Park mit Sitzmöglichkeiten verändert worden, welcher beliebter Treffpunkt von Studierenden aber auch Berührungspunkt mit Bürger*innen Aachens wurde.

Die Kritik, dass aktuell keine Veranstaltungen auf dem Templergraben stattfinden, wird deutlich hervorgehoben, vom Autor des Artikels allerdings in keinster Weise in den richtigen Kontext gesetzt. Lediglich im Nebensatz wird erwähnt, dass die Pandemie vielleicht einen Einfluss haben könnte. An der RWTH ist derzeit der Beginn der Klausurenphase, Klausuren sollen online stattfinden, die Lernräume sind zum größten Teil geschlossen und die letzten noch laufenden Vorlesungen finden online statt. Aktionen wie Ausstellungen, Märkte und Kulturveranstaltungen können bedingt durch die Pandemie erneut nicht stattfinden und bei Minusgraden setzen sich die wenigsten zum Vergnügen auf eine Bank im Freien. Gleiche Phänomene sind allerdings überall in Aachen sichtbar. Das betrifft natürlich auch Geschäfte wie Frankenne und Kaussen, welche nicht nur in direkter Nähe zu den RWTH Gebäuden liegen, sondern auch Studierende als Hauptkundschaft haben. Diesen berechtigten Frust gezielt und unkommentiert durch den Artikel auf das Reallabor zu leiten, halten wir für falsch und unprofessionell von der Aachener Zeitung.

Punkte in denen wir mit dem Artikel übereinstimmen sind die gesteigerte Belastung von anderen engen Wohnstraßen und die zu geringe Ahndung von Falschfahrenden. Hier müssten alternative Elemente, wie Bremsschwellen oder ähnliches installiert werden, diese Problematik befindet sich bereits seit längerem bei der Stadt in Diskussion. Der Schleichverkehr sollte zu Beginn des Labors überwacht und in folgenden Schritten durch gezielte Sperrungen einzelner Wohn- und Spielstraßen unterbunden werden. Hierdurch sollte Durchgangsverkehr komplett aus Wohnstraßen entfernt werden. Diese Vorgabe der Unterbindung des Schleichverkehres war fester Bestandteil des Bürgerantrages von U.U.M.. Dieser Schritt wurde unserer Kenntnis nach seitens des Stadtrates allerdings nie durchgesetzt.

Als kleinen Ausblick auf die möglicherweise drohende Aufhebung der Netzunterbrechung für Kfz am Templergraben möchten wir unsere Bedenken und Eindrücke mitteilen. Der Ort Templergraben würde Aufenthaltsqualitäten verlieren, Kultur- und Kunstaktionen verhindern und den restlichen Verkehrsstrom dabei nicht entlasten. “Gerade im Blick auf die Baustelle Turmstraße ist es wichtig ein Verkehrschaos in der Innenstadt zu vermeiden, damit Bus, Rad und Rettungswege nicht blockiert werden und damit der Bereich um den Templergraben überhaupt erreichbar bleibt.” teilt uns U.U.M. mit. Es muss dafür gesorgt werden, dass der MIV in der Innenstadt reduziert wird und die Nutzung von Bus, Fahrrad oder das zu-Fuß-gehen für innerstädtische Strecken attraktiv bleibt.

Wir würden uns freuen, wenn die Aachener Zeitung in Zukunft die Initiativen und Aktionen der Studierenden aller Aachener Hochschulen wahrnehmen und sie auch der allgemeinen Bevölkerung Aachens vermitteln würde. Wir erfahren leider an vielen Stellen eine Abschottung, sodass hier zwei Gruppen, die sich gegenseitig viel bieten könnten, gegeneinander ausgespielt werden und zu wenig voneinander wissen. In diesem Artikel wäre der Fokus deutlich ausgeglichener gewesen, hätte man das Rektorat der RWTH, den AStA oder beteiligte Initiativen dazu befragt und gegebenenfalls auch eine konstruktive Diskussion aller Beteiligten zugelassen.

(mda)

Aachen, den 1.02.2022

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