Neue Stadt, neue Umgebung, neue Leute, neue Herausforderungen. In der Ersti-Woche hat man sich noch gut unterhalten und nun läuft man aneinander wortlos vorbei. Die ersten Besuche in der Mensa verbringt man allein und auch im Seminar scheint es niemanden zu geben mit dem man wirklich klickt. Dazu kommt noch die neue Umgebung, in der man sich erstmal zurechtfinden muss und das erste Mal allein zu Leben erweist sich auch als herausfordernder als gedacht (wenn man das Glück hatte in Aachen eine gescheite Wohnung oder ein WG-Zimmer zu bekommen). Man fühlt sich einsam und frustriert.

Falls ihr euch gerade angesprochen gefühlt habt, gilt erstmal Entwarnung. Ihr seid nicht die Einzigen. Jede dritte studierende Person fühlt sich laut einer Erhebung der Oregon State University einsam. Aber was ist Einsamkeit eigentlich und warum sind auch Studierende so häufig betroffen?

Definition von “Einsamkeit”

Einsamkeit bedeutet nicht unbedingt allein zu sein. Auch in einem von Personen gefüllten Raum kann man sich einsam fühlen. Laut dem “Kompetenznetz Einsamkeit” und dem “Dorsch Lexikon für Psychologie” beschreibt Einsamkeit ein subjektives negativ erlebtes Gefühl, welches aus einer Diskrepanz der tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen und den eigens gewünschten sozialen Beziehungen entsteht. Das bedeutet, dass man sich auch einsam fühlen kann, wenn man Freunde hat, sich aber mehr Freundschaften oder tiefergehende Verbindungen wünscht. Es ist also eher zu beschreiben als subjektives Gefühl sozialer Isolation.

Volle Hörsäle und trotzdem einsam? Warum Studierende betroffen sind

Ein Umzug in eine neue Stadt und die Konfrontation mit neuen Herausforderungen erfordert die Fähigkeit sich an diese ändernden Lebensumstände anzupassen.

In der Entwicklungspsychologie spricht man von kritischen Lebensereignissen, wenn eine solch intensive Anpassungsleistung gefordert wird. Der Eintritt in das Leben als studierende Person kann hier definitiv mit aufgelistet werden.

Jeder der anfängt zu studieren begibt sich aus gewohnten Strukturen ins Unbekannte. Sei es die neue Stadt, das sich ändernde soziale Umfeld, der verstärkte Leistungsdruck oder die neu gewonnene Selbstständigkeit.

Ein weiterer Grund, weshalb Studierende gehäuft von Einsamkeit betroffen sind, beschreiben Phänomene der Sozialpsychologie. Eines dieser Phänomene tritt hierbei besonders hervor: Wir Menschen tendieren dazu, uns stetig zu vergleichen. Obwohl diese Tendenz im gesunden Ausmaß durchaus wertvoll für die soziale Kommunikation ist, können diese sozialen Vergleichsprozesse auch Risiken bergen.

Social Media Plattformen bieten hierbei einen besonders großen Raum und unbeschränkte Möglichkeiten, um sich zu vergleichen. Demnach kann Social Media einerseits als wertvolles Vernetzungstool gelten, es ist jedoch ebenso mit Vorsicht zu genießen. Die ständige Konfrontation mit vermeintlich perfekt vernetzten und glücklichen Personen, kann dazu führen, dass wir unsere Lebenssituation als unverhältnismäßig schlecht beurteilen.

Dass wir uns beim Anblick solcher Personen einsam fühlen, ist normal. Jede Person hat ein Grundbedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit. Wird dieses nicht befriedigt, fühlen wir uns traurig, einsam und manchmal auch frustriert. Wichtig ist, diese Gefühle akzeptierend anzuerkennen und sich nicht dafür zu verurteilen.

Dann bin ich nun mal einsam – na und?

Die Studienlage zu den Folgen von Einsamkeit zeigt relativ deutlich: Gesund ist es auf Dauer nicht. Die aktuelle Forschung zu den Zusammenhängen von Einsamkeit und Gesundheit, kann zwar noch nicht alle Zusammenhänge und dessen Ursachen klar aufklären, malt aber ein eindeutiges Bild, welches zeigt, dass Einsamkeit gesundheitsschädlich sein kann.

Ohne euch Angst machen zu wollen, haben wir euch einmal aufgelistet welche Risiken langfristige Einsamkeit birgt.

  • erhöhter Stress (Aktivität des sympathischen Nervensystems steigt)

  • geringere Lebenszufriedenheit und psychisches Wohlbefinden

  • erhöhtes Risiko für Übergewicht

  • erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • erhöhtes Risiko für Schlaflosigkeit oder Schlafprobleme

Wenn ihr euch die Studienzeit also als schöne und aufregende Zeit in Erinnerung halten möchtet ist es wichtig gegen eure Einsamkeit anzugehen. Wie ihr das machen könnt und welche Angebote die RWTH für euch bereithält, lest ihr im nächsten Paragrafen.

Was hilft denn nun wirklich?

Mitgefühl mit sich selbst

  • nur weil man einsam ist, heißt diese nicht, dass man versagt hat oder, dass mit einem etwas nicht stimmt. Der Situation achtsam gegenüberzutreten und akzeptierend nach einer Lösung zu suchen ist deutlich hilfreicher, als sich dafür selbst zu verurteilen.

Kleine Begegnungen

  • aktiv Kontakt zu Personen zu suchen ist viel Wert. Schon eine kleine Begrüßung, ein Kompliment oder andere kleine Interaktionen können das Zugehörigkeitsgefühl stärken.

  • schaut mal in den Asta Kalender – hier findet ihr Veranstaltungen bei denen ihr einfach und zwanglos mal vorbeischauen könnt

Digital Balance

  • Soziale Medien zeigen uns meist nur eine Seite der Medaille, und zwar die die glänzt. Damit ihr euch davon nicht blenden lasst, ist es wichtig die sozialen Medien bewusst zu nutzen und Inhalte zu hinterfragen.

  • Einsamkeit erhöht die Screen Time und somit auch das Risiko für Schlafstörungen. Legt also vielleicht gerade abends vor dem Schlafen gehen euer Handy weg und versucht eure Freizeit am Abend bewusst zu genießen.

Strukturen des Uni-Alltags nutzen

  • besucht Vorlesungen, Tutorien und Seminare. Hier können sich Lerngruppen bilden, in denen ihr über euer Studium diskutieren könnt und die Strapazen des Alltags gemeinsam bewältigen könnt. Auch hier können bedeutsame Begegnungen stattfinden.

Bewegung mit anderen Personen

  • bewegt euch mit den Personen, die ihr kennt oder tretet einem Sportclub bei

  • Ein systematic review zeigt, dass körperliche Aktivität im Beisein von Anderen einsamkeitsreduzierend wirken kann (Pels & Kleinert, 2016)

  • Wer sich also mit anderen bewegt, fühlt sich oft weniger einsam. Deshalb schnappt euch eure Freunde oder tretet einem Sportclub bei! Da lernt ihr bestimmt nette Menschen kennen, die ein neues Hobby mit euch teilen.

Eine gute Möglichkeit hierfür kann der Hochschulsport der RWTH sein!

Eine Community finden

  • Eigeninitiativen oder Hobby-Gruppen sind großartige Begegnungsräume.

  • Hobbies gemeinsam zu teilen kann ein Gefühl von Verbundenheit geben und der perfekte Eisbrecher für nette Konversationen sein.

Auf dem AStA Instagram Account stellen wir euch regelmäßig Eigeninitiativen vor, vielleicht werdet ihr dort fündig!

Fazit

Einsamkeit im Studium zu verspüren ist normal und nichts Schlimmes. Sich im Uni-Alltag einzufinden kann anstrengend sein und hier Anschluss zu finden auch. Die Uni gibt euch viele Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu schließen, sei es im Hochschulsport, im Seminar oder in einer Eigeninitiative. Falls es euch trotzdem schwerfällt, scheut euch nicht davor die Unterstützungsangebote der Zentralen Studienberatung oder der Beauftragten für inklusives Studium anzunehmen. Die Links zu deren Angeboten findet ihr im Anhang zu diesem Artikel.

Abschließend ist uns wichtig auszusprechen, dass es sich hierbei nicht um einen wissenschaftlichen Beitrag handelt, sondern um einen Artikel von Studierenden für Studierende. Obwohl wir uns um die Korrektheit der Aussagen immer bemühen, garantieren wir nicht für diese.

Habt einen guten Start ins Semester

Euer AStA der RWTH

Links zu Unterstützungsangeboten

https://www.rwth-aachen.de/cms/root/studium/Beratung-Hilfe/~eji/Inklusiv-studieren-an-der-RWTH-Aachen/

https://www.rwth-aachen.de/cms/root/studium/beratung-hilfe/~rcw/studienberatung-fuer-studierende/

Quellen

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