Heute vor 64 Jahren ist Charles de Gaulle Ministerpräsident der Vierten Republik Frankreichs geworden. Charles André Joseph Marie de Gaulle wurde 1890 in Lille geboren. Gegenwärtig hat er den Ruf einer der prägendsten Staatsmänner Frankreichs gewesen zu sein.

Für de Gaulle war diese politische Karriere allerdings ein weiter Weg: Beruflich stammte er aus dem Militär. 1910 trat er der französischen Armee bei, in der er einen rasanten Aufstieg verzeichnete. Bereits im zweiten Weltkrieg gegen Deutschland war er Kommandeur der 4. Panzerdivision Frankreichs. Nach Erfolgen bei der Landesverteidigung wurde de Gaulle am 01. Juni 1940 zum General befördert und nachfolgend als Unterstaatssekretär für nationale Verteidigung in das französische Kabinett berufen. Als die Regierung mehrheitlich die Bereitschaft zeigte, einen Waffenstillstand mit Deutschland zu akzeptieren, protestierte de Gaulle gegen jenen Plan und setzte sich letztlich nach London ab. Von dort rief er das französische Volk zum Kampf gegen die Besatzer auf und organisierte den Widerstand. Aufgrund dessen ernannte ihn das Widerstandkomitee „France libre“ zum Chef der „Freien Französischen Streitkräfte“.

Als sich 1943 die Befreiung Frankreichs ankündigte, gründete de Gaulle das „Französische Komitee für die nationale Befreiung“ (CFLN), an dessen Spitze er sich stellte. Durch die Umwandlung dieses Komitees in eine provisorische Regierung, wurde er nachfolgend vorübergehend Präsident des Nachkriegsfrankreichs.

Mit dem Algerienkrieg 1958 und der drohenden Unabhängigkeit Algeriens kam es zu einer politischen Krise in Frankreich. In Folge dessen entstand ein Militärputsch, der die Einsetzung de Gaulles als Ministerpräsidenten mit weitreichenden Notstandskompetenzen forderte. Auf diesem Weg wurde Charles de Gaulle am 01. Juni 1958 Ministerpräsident von Frankreich und stand am Anfang seiner prägenden politischen Karriere.

Bereits im September legte er dem französischen Volk eine neue Verfassung vor, die das politische System in ein Präsidialsystem umwandelte. Damit schuf er die heute bestehende Fünfte Republik, zu deren Präsident er im Dezember 1958 gewählt wurde. Eine Direktwahl des Präsidenten vom Volk war von de Gaulle ursprünglich nicht vorgesehen. Nachdem er allerdings die Machstellung des Präsidenten als zu gering einstufte, setzte er 1962 per Referendum die heute bekannte Direktwahl des Präsidenten durch.

Dies hat bis heute zwei spannende Auswirkungen: Zum einen bestätigt das französische Volk ihren Präsidenten in der Regeln nicht in seinem Amt, zum anderen bedingt die präsidiale Direktwahl eine Abwertung der Parlamentswahl. Wie es am 24.04.2022 Emmanuel Marcon dennoch gelungen ist, erneut zum Präsidenten gewählt zu werden und welche Auswirkungen das auf die Parlamentswahl am 19. Juni 2022 haben kann, wollen wir gemeinsam mit Euch herausfinden. Dazu laden wir Euch herzlich am 15.06.2022 um 18:30 Uhr in den Vorlesungssaal H06 ein, um diese und weitere Fragen mit Herrn Prof. Dr. Hans Stark aus Paris zu besprechen.

(mda)