Heute vor 31 Jahren begannen die Angriffe auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein Wohnheim für vietnamesische ehemalige Vertragsarbeiter*innen im sogenannten Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen. Das Pogrom gilt als der verheerendste rassistische Angriff in Deutschland seit dem 2. Weltkrieg. 

Im Verlaufe der Angriffe, an denen sich mehrere hundert teils rechtsextreme Randalierer beteiligten, wurde das Haus, in dem sich noch über 100 Bewohner sowie ein Fernsehteam des ZDF befanden, in Brand gesteckt. Die zeitweise über 3000 Zuschauer*innen, die den Ausschreitungen zujubelten, behinderten den Einsatz von Polizei und Feuerwehr maßgeblich. Zum Höhepunkt zog sich die Polizei völlig zurück und überließ die Bewohner des Hauses schutzlos dem rechtsextremen Mob. 

Der Angriff steht im Kontext einer Reihe rassistischer und rechtsextremer Anschläge in den 90.er Jahren In der Reaktion auf die Angriffe gab es vor allem von Seiten der CDU den Versuch, die Ereignisse kleinzureden, Fehler staatlicher Behörden zu dementieren, Linksextremen eine Mitschuld an den Ereignissen zu geben und letztlich für ein restriktiveres Asylrecht zu werben. So behauptete Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), die Angriffe seien von der Stasi angezettelt und gelenkt worden. Tatsächlich wurde das Asylrecht in der Folge verschärft. International wurden die Ausschreitungen mit der Reichspogromnacht verglichen. 

Bis heute gab es keine Entschädigung der Opfer des Angriffs, bis 1997 mussten sie um ihre Aufenthaltsgenehmigung kämpfen. Ultras des Fußballvereins Hansa Rostock schmücken sich bis heute mit einem Lichtenhagen-Banner, das eine Sonnenblume enthält und auf das Sonnenblumenhaus anspielt. 

(fg)