Heute vor 124 Jahren trat das Kaiserreich China die Gebiete Hongkongs an Großbritannien ab. In China als „Jahrhundert der Demütigung“ bekannt, wurde die herrschende Qing-Dynastie (übrigens „ching“ ausgesprochen) in dieser Zeit wiederholt militärisch gezwungen, strategisch und wirtschaftlich wichtige Gebiete an Kolonialmächte abzutreten. 1898 forcierte so Großbritannien die Pacht Hongkongs für 99 Jahre – implizit ging das Empire aber wohl vom dauerhaften Verbleib der Gebiete aus, der Zeitrahmen diente nur der Gesichtswahrung Chinas. Als sich in den 70ern das Ende der Pacht näherte und vom Empire nicht mehr viel übrig war, kam es zu Gesprächen zwischen der Volksrepublik China und Großbritannien, ein Jahrzehnt später einigte man sich. Hongkong wurde zum Ende der Pacht 1997 an China abgetreten, mit dem Versprechen, die Gebiete nach dem Grundsatz „Ein Land, zwei Systeme“ für fünfzig Jahre als Sonderverwaltungszone mit eigenem politischem System, kapitalistischem Wirtschaftssystem und liberalen Bürgerrechten zu belassen.

Seit der Übergabe gibt es durchgehend Spannungen zwischen Hongkong und der Regierung auf dem chinesischen Festland, bedingt durch die verschiedenen Systeme, die kulturellen Unterschiede und die gleichzeitige wirtschaftliche Bedeutung Hongkongs für die chinesische Wirtschaft. Als 2019 ein neues Auslieferungsgesetz verabschiedet wurde, erreichten die Spannungen ihren höchsten Punkt seit Jahren. An den Massenprotesten nahmen etwa ein Viertel der Hongkonger Bevölkerung teil. Gleichzeitig weitet Peking seinen Einfluss immer weiter aus, 2020 wurden die meisten oppositionellen Handlungen in Hongkong unter Strafe gestellt. Ob sich die Demokratie in Hongkong durchsetzen kann, wird sich wohl 2047 endgültig mit dem Ende der 50-jährigen Sonderverwaltungszone zeigen.

(ps)